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Herzlich willkommen zum neuen Update!

Da es nicht gerade oft vorkommt, dass Thomas die Zeit findet, um seine Erlebnisse am Wasser zu Papier (oder auf den Rechner) zu bringen, haben wir uns diesmal entschlossen, seinen Bericht über einen gemeinsamen Urlaub mit Mark Dörner im Süden Frankreichs als Einzelupdate zu bringen.

Zum einen haben die beiden wirklich sehr schöne Fische fangen können, zum anderen gibt Thomas hier sehr schön ihre Vorgehensweise bei schwierigen Angelbedingungen wieder. Auch beschreibt er sehr anschaulich, wie "dunkle Gestalten" nachts für Gänsehaut sorgen und einem das Angeln vermiesen können...

Ein Update mit den Fängen der letzten eisfreien Tage wird es dann beim nächsten Mal geben. Jetzt aber viel Spaß beim Lesen von

Chasing the sun (Thomas Tschernich)

Ich öffne die Augen und blicke an die Decke meines Busses. Einmal musste ich heute Nacht den wärmenden Schlafsack verlassen, um einen schönen Carp landen zu können. Nicht viel, aber wir haben Anfang November und jeder Fisch ist "very welcome"...

Mein Blick dreht sich zu den Fenstern ... sind die Temperaturen tatsächlich soweit gefallen, dass sich der nächtliche Dauerregen in den ersten Schnee des Jahres verwandelte... noch nicht kräftig genug, um länger liegen zu bleiben, aber trotzdem ist die Landschaft weiß "gepudert". Zwar friert es mich nicht, aber die Luft fühlt sich selbst in meinem "Carp-Mobil" nasskalt und klamm an.

Wenige Meter neben mir schläft Mark, genau wie ich, in seinem Bus. Ein kurzer "Sprung nach drüben" und ich erfuhr, dass er sogar zwei Fische auf Fish Royale Readymades gelandet hat. Wir konnten mehr als zufrieden sein für diese Verhältnisse...

Bei der gemeinschaftlichen Tasse Kaffee am Morgen schweiften wir mit unseren Gesprächen etwas ab. Mark meinte: Eigentlich sollten wir noch einmal in den sonnigen Süden verschwinden, um diesem trostlosen Siffwetter in Deutschland ein Schnippchen zu schlagen." Mit diesem Gedanken spielte ich eh schon länger. Fahren doch Andi und Peter auch noch einmal dem tristen Wetter davon! Lange überlegte ich, mit ihnen zu fahren, allerdings schreckte es mich etwas ab, den doch extrem weiten Weg alleine antreten zu müssen, ohne die Möglichkeit zu haben, sich mit dem Fahren abwechseln zu können. Ein spontanes Ich bin mit dabei" von Mark, vorausgesetzt es klappt alles mit seinem geplanten Film und der Kinotour "Mequinenza Gold Rush", machte die Sache plötzlich tatsächlich realisierbar. Abfahrt sollte der Sonntag nach Marks Kinopremiere sein. Jedoch sollte es an ein anderes Gewässer gehen als an das eigentlich geplante.

Irgendwie ging dann alles ganz schnell. Ruckzuck war der Samstagabend im Cine-Citta in Nürnberg gekommen. Marks Familie und enge Freunde, unter denen sich nicht weniger namhafte Persönlichkeiten wie Christopher Paschmanns, Jan Ulak, Alex "Sludge" Hager aus Österreich, Volker Seuß und Marian Surer befanden, traten die zum Teil langen Anfahrtswege an, um sich eine eigene Meinung von Marks "Werk" zu machen. Alles wirklich nette Jungs, hat mich echt gefreut, euch einmal persönlich kennenzulernen. Nach der Vorstellung waren alle erst einmal "geflasht"! Ehrlich, meiner Meinung nach handelt es sich bei diesem Film inhaltlich sowie vom Unterhaltungswert und auch von der Qualität her um mit das Beste, was ich bisher im Bereich des Karpfenangelns gesehen habe... zieht ihn euch rein!

In einer "Szenebar" im Herzen Nürnbergs fand der überragende Abend bei ein paar Drinks und Cocktails seinen Ausklang. Morgen sollte es dann mit unserer Fahrt in den Süden losgehen...

Das Auto war geladen, Verpflegung besorgt und ca. 80Kg Baits gerollt. Extractor-Readys sollten die "Food-Source"-Köderbasis des Trips bilden, Tropicanas waren zum Fallenstellen ebenso mit an Bord. Da wir wussten, dass unser Zielgewässer Katzenwels und Krebs verseucht ist, bildeten Tigers und Hanf ein Back-Up... und natürlich einige Meter Schrumpfschlauch, um die Hakenköder sicher "protectieren" zu können.

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Wenn man wie Mark ohnehin einen Fetisch besitzt, kann man statt des Schrumpfschlauches auch eine Damenstrumpfhose zum Sichern der Hakenköder nehmen ;-)

 

Um ca. 19 Uhr schlug ich bei Mark auf, sein "Gerödel" war dank des langen Radstandes schnell verstaut. Nun konnte eine entspannte Reise losgehen, dachte ich zumindest... Mark, noch schwer lädiert vom Abend zuvor, verschlief dann erst einmal gut die Hälfte der Fahrt... halten halt nix mehr aus, die "Jungen"

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Nach einer Fahrt, die sich zog wie "Kaugummi", lag das Ziel nun endlich vor uns. Atemberaubend... das war mein erster Eindruck. Wir fuhren auf eine Anhöhe, von der wir einen guten Überblick über ca. die Hälfte des Sees hatten. Hier mussten wir die erste Weiche für einen erfolgreichen Trip Stellen: Die Platzwahl! Von oben viel mir sofort eine "Engstelle" des Gewässers auf. Die Fische mussten hier einfach vorbeikommen. Diese Stelle sollte dann auch unser erster Spot werden.

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Kurze Zeit später begannen wir mit dem Aufbau. Mark fischte vom Zelt aus und ich aus dem Auto :) ,bot es sich an diesem Platz doch regelrecht an, den bequemeren Weg zu nehmen. Auf der rechten Seite des Spots fischte Mark. Mir war klar, dass sich dieser zum wesentlich größeren Gewässerteil hin befand und wohl auch die meisten Fische von dort kommen würden... und eher weniger von der linken Seite, die sich nahe zum Ende des Sees befand, aber Mark meinte, sollte es wirklich so eindeutig laufen, werden wir unsere Ruten staffeln. Ein fairer Zug wie ich finde, den man heutzutage nicht von jedem angeboten bekommt! Im Verlaufe des Trips zeigte sich jedoch ein ausgeglichenes Bissverhältnis beider Seiten. Mit nur einer dicken Außnahme hatte der Boy rechts von mir die bessere Karte gezogen, aber dazu später mehr ;-)

Erschöpft von der langen Fahrt  "schnippten" wir die Ruten und fütterten nur mit dem Wurfrohr ein paar Hände Baits hinzu. Auf jeweils einer von unseren Ruten wurden Tigers etwas abseits mit einem kleinen Fluo Betain PopUp gefischt, da wir nicht genau wussten, wie stark unsere Baits von den hier extrem vorhandenen "Plagegeistern" malträtiert werden. Bei diesen Ruten wurden ein paar Hände voll Tropicana-Readys mit dem Rohr verteilt.

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Es wurde Abend, bis alles soweit fertig war. Eigentlich wollten wir nur noch einen Happen essen und anschließend schlafen gehen, denn zu sehr hing uns noch die Fahrt in den Knochen. Dies sah aber ein mittlerer Schuppi etwas anders und schnappte sich schon nach wenigen Stunden am See Marks Extractor Snowman... Immerhin wurden diese sofort instant akzeptiert!

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Nachdem sollte uns aber erst einmal nichts mehr stören. Nach einem erholsamen Schlaf bis zum nächsten Morgen, war es an der Zeit für das Wichtigste: Kaffee!!! Wir saßen gerade an Marks "Hütte" und genossen den Kampf der Sonnenstrahlen gegen die Nebelschwaden, als plötzlich seine rechte Rute aufheulte! Er setzte den Anhieb, drillte vom Ufer und ich konnte relativ unspektakulär einen Spiegler für ihn keschern. Naja, ein Dreißiger sollte es in etwa sein... Hmmm, auf die Seite gelegt wirkte er plötzlich doch mächtiger... "Uiui Marky, ich glaub, der hat über 20Kg!" Als ich ihn aus dem Wasser hob, um ihn zur Matte zu bringen, spürte ich allerdings wieder dieses zähe Ziehen im Netz, das den Fisch nur widerspenstig aus dem Wasser kommen lässt. Erst vor kurzem hatte ich das gleiche Gefühl, als ich bei uns zuhause einen "Fuffi" landen konnte. Mark... ich glaube, der hat über 25Kg!“... und bääämmmm... auf 26.5Kg schlug der Zeiger der Waage aus! Was für ein Einstand! Egal was noch kommen mag, der Trip hatte sich jetzt schon gelohnt...

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Das sollte aber noch lange nicht alles gewesen sein. Wir fingen die erste Zeit täglich jeweils 1-3 Fische! Pro Rute fütterten wir nur ein paar Händen voll Baits. Mit Schrumpfschlauch ummantelt gab es auch mit unseren Boilies keinerlei Probleme, sodass wir diese auch getrost am Haken fischen konnten.

Nachdem es, zumindest bei uns, sehr gut lief, fassten wir den Entschluss, die Futtermenge trotz 12 Grad Wassertemperatur zu erhöhen.

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10Kg Extractoren und die gleiche Menge Hanf/Tigermix wurden sehr großflächig verteilt. Die Jungs waren da und mussten einfach fressen! Dachten wir zumindest. Bis wir daraufhin mit einem Tag ohne Biss "bestraft" wurden... Wir überlegten schon, ob dies doch ein Fehler war und ob wir moven sollten. Einen Tag wollten wir dem Platz jedoch noch geben. Wir fingen an, mit Sponge Powder GLM zu experimentieren. Jeder behandelte die Hookbaits von ein bis zwei Ruten damit nach. Was soll ich sagen, genau die "gespongten" Ruten brachten drei gute Fisch mit 16.2, 19.5 und 20.2Kg in Folge. Ob es nun allein am Powder lag, oder jetzt einfach die Extractoren nach der Futterkampagne ihre gewohnte Arbeit verrichteten, kann ich nicht sagen. Wohl eine Kombi aus beidem. Von nun an wurde jede Rute "gesponged" :-)

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Und es lief weiter! Täglich fingen wir gute Fische. Ein 19.5Kg Spiegler für mich war auch noch mit dabei.

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Wir konnten mehr als zufrieden sein, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es hier nachts, mitten im November, auch empfindlich kalt wurde.

Apropos nachts... hierzu gibt es eine kleine Geschichte, die ich nicht unbedingt noch einmal erleben möchte. Dies war nach vielen Jahren meiner Frankreichfischerei das erste Mal, dass mir so etwas passiert ist...

Es war in der vor-vorletzten Nacht unseres Trips. Gegen 02.30 Uhr klingelte plötzlich mein Handy... ein verschlafener Blick auf dieses zeigte mir, dass es sich um Mark handelte. Hat der Bub was gefangen? Warum kommt er die 20m nicht hoch zum Auto? Ich hob ab und eine besorgte Stimme meinte: Tom, da oben bei dir auf der Straße laufen irgendwelche Leute herum und reden über dein Auto!" (Mark kann französisch) Ich setzte mich auf die Liege und blickte nach draußen. Tatsächlich, wenige Meter hinter dem Auto konnte ich ein kleines Licht und zwei Gestallten erkennen. Hmmm... was wollen die hier um diese Zeit. Ich hörte ein auffällig gekünsteltes Husten, welches wohl abchecken sollte, ob sich jemand in der Nähe zu erkennen gibt. Plötzlich trat einer gegen meine Anhängerkupplung... So, nun reichte es mir. Ich zog die umgeschlagenen Watstiefel an, streifte mir die Kapuze meines Sweaters über und griff nach dem Basi", den ich neben der Schiebetür liegen hatte (natürlich Spiele ich in meiner Freizeit ;)). Im selben Moment klingelte wieder das Handy... nochmal Mark: Hey Tom, die sind jetzt direkt bei dir am Auto!" Aber das wusste ich ja bereits. Ich öffnete die Schiebetür, ging mit hochgekrempelten Armen, meinem "Meinungsverstärker" in der Hand und Kopflampe über der Kapuze nach außen. Wo sind die Boys..!!! Weg??? Ich leuchtete die Straße auf und ab, aber soweit ich blicken konnte, war nichts! Nun war auch Mark da und wir rätselten, wohin die beiden nur so schnell verschwinden konnten. Auf der anderen Straßenseite war ein steiler Felshang mit Waldbewuchs. Da konnten sie im Finsteren doch nicht so schnell hinaufklettern... oder doch? Mark meinte, da oben hätte etwas reflektiert und rief auf Französisch irgendetwas in die Dunkelheit. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dass sie weg sind ... bis plötzlich aus 5m Höhe eine Antwort aus der Finsternis kam. Die waren tatsächlich da oben! Als ich mich vorhin im Auto bewegt hatte, haben die beiden wohl gemerkt, dass dieses "bewohnt" ist und sind auf den Hang geflüchtet... Mark debattierte mit den Gestalten und sie meinten, dass wir, nach seiner Übersetzung, "Piraten" wären (die dachten wohl, der Basi wäre mein Holzbein oder wie...) und sie wären vom "Militär"! Schon klar... Das Militär hätte sich bestimmt vor uns versteckt! Zumindest hatten sie in größerer Entfernung ein Auto geparkt, welches wir ca. 10 Minuten später davonfahren hörten. Ein mulmiges Gefühl beschlich uns für den Rest der Nacht... und auch auf die darauf folgende... Brauche ich nicht unbedingt noch einmal so etwas...!

Da wir nur eine Woche hatten, verflog die Zeit wie im Flug! Wir wurden von beiden Seiten immer weiter von den Franzosen eingekesselt. Trotzdem fingen wir bis zum Schluss als einzige Fische... schweren Herzens ging es dann wieder Richtung Heimat. Die Rückreise machte uns jedoch die Erinnerung an eine geile Zeit, mit Tagestemperaturen von nahezu 20 Grad und vielen guten Fischen, etwas leichter. Die besten waren neben einem hübschen Koi, 16.2, 16.2, 19.5, 19.5, 20.2 und 26.5Kg. Von rund 15 Fischen waren zwei auf Tigers, drei auf Tropicanas beim Fallenstellen und der Rest auf Extractoren...

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verkehrte Welt?! ;-)

Eine im Nachhinein lustige Geschichte gibt es da aber noch zu erzählen. Bei der Fahrt über die Grenze war es dann soweit, ich wurde nach den ganzen Jahren nun zum ersten Mal von den Zöllnern herausgezogen. Das Fahrerhaus wurde komplett auf den Kopf gestellt... wir wurden durchsucht usw. Ihr hättet aber die Gesichter der drei Grenzbeamten sehen sollen, als sie die Schiebetür zu unserem Tackle öffneten! Der Duft nasser Kescher, Abhakmatten und Wiegesäcke ließen sie recht komisch das Antlitz verziehen  :-) Mir war allerdings nicht zum Lachen zumute... ich wollte heim! Sollte jetzt echt das ganze Zeug ausgeladen werden? Die "Kontrollettis" machten mit einer von Marks Taschen weiter. Sie zogen eine "Stahl und Beton" DVD hervor und schauten etwas verduzt. Auf englisch fragten sie, ob der Typ auf dem Cover Mark sei... Ich sagte:Yes... he´s a fishing star"...Ok, bitte weiterfahren. Mark meinte nur: Na, hat´s Stahl und Beton mal wieder gerichtet ;)

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..geile Zeit!

Allen einen schönen Jahresendspurt, stay tuned!

TOM

ps. Im aktuellen Carp in Focus gibt Thomas ebenfalls seine Gedanken wieder. Diesmal zum Thema "Winterangeln"!